Archäologischer Park Magdalensberg als Theaterkulisse

Der Stoff: Eine Tragödie. Die Geschichte: Eine starke Frau, die am Gesetz bricht, ihren Willen damit jedoch unsterblich und den Herrscher zum Betrogenen macht. Der Tatort: Der Archäologische Park Magdalensberg in der Nähe von Klagenfurt am Wörthersee. Sophokles` Antigone: Eine Open-Air Inszenierung von Ute Liepold mit Theater Wolkenflug und dem Landesmuseum Kärnten. Ein Probe-Einblick.

Antigone am Magdalensberg

Probe-Einblick: Sabine Weyrer mit Ute Liepold

Ein lauer Sommerwind streicht über den Archäologischen Park am Magdalensberg nördlich der Landeshauptstadt Klagenfurt hinweg. Umspielt die teils mit sattgrünem Moos und Flechten bedeckten Ruinen, die von der einst mächtigen römischen Stadt zeugen. Mauerreste, welche die Geschichte bis heute auf ihre Weise lebendig erscheinen lassen und zu den größten Ausgrabungsstätten des Ostalpenraumes zählen. 

Und doch liegt nichts und niemand im trägen Schlaf der Jahrtausende versunken, vielmehr herrscht geschäftiges Treiben, denn am 21. Juni feiert hier die Tragödie „Antigone“ des griechischen Dichters Sophokles Premiere. Eine Open-Air-Inszenierung von Ute Liepold, gemeinsam mit dem Theater Wolkenflug und dem Landesmuseum Kärnten.

Wenn die Antike der Zeit voraus ist

Arnold Pöschl
Griechische Tragödie zwischen Römersteinen: „Antigone“

Sophie Aujesky spielt Antigone

Arnold Pöschl
Griechische Tragödie zwischen Römersteinen: „Antigone“

Gernot Piff als Chorführer

Arnold Pöschl
Griechische Tragödie zwischen Römersteinen: „Antigone“

Arnold Pöschl
Griechische Tragödie zwischen Römersteinen: „Antigone“

Wächter und Bote Michael Kuglitsch

Das Stück erzählt die Tragödie einer starken Frauenfigur, Antigone, im antiken Theben. König Kreon verfügt, dass Antigones verstorbener Bruder Polyneikes nicht bestattet werden darf, da er gegen die Stadt Krieg führte. Kämpferisch und an die Götter glaubend, stellt sich Antigone eisern gegen das Verbot und bestattet ihren Bruder heimlich. Ach, was heißt heimlich, natürlich wird sie dabei ertappt und so nimmt die Tragödie auch schon ihren Lauf. Ein Bote – kongenial gespielt von Michael Kuglitsch – eilt zu Kreon und berichtet von Antigones Widersetzung des Gesetzes. 

Kreons erzürnte Strafe („Mich wird im Leben nie ein Weib regieren“) folgt sogleich: Antigone soll bei lebendigem Leibe eingemauert werden. Da hilft auch das beharrliche Klagen von ihr („Wisst ihr, dass Klagelieder vor dem Tod niemals ein Ende fänden, wenn sie nützten?“) und Haimon, Kreons Sohn und Verlobter von Antigone („Wärst du mein Vater nicht, spräch´ ich: Du Narr!“), letztlich nichts. Doch als der blinde Seher Teiresias Kreon zur Besinnung bringt, ist es schon zu spät: Antigone wählt den Freitod, darauf tötet sich auch Haimon („Ein Toter liegt er bei den Toten nun und feiert Hochzeit in des Hades Haus“) und schließlich nimmt sich auch noch Kreons Ehefrau Eurydike das Leben („Ich weiß nicht. Allzu tiefes Schweigen macht mich so bedenklich wie zu lauter Schrei“).

Politisch definitiv nicht antik

Arnold Pöschl
Griechische Tragödie zwischen Römersteinen: „Antigone“

Wächter und Bote Michael Kuglitsch

Arnold Pöschl
Griechische Tragödie zwischen Römersteinen: „Antigone“

Nicht immer willkommen: Die Nachrichten des Boten

Arnold Pöschl
Griechische Tragödie zwischen Römersteinen: „Antigone“

Gernot Piff als Chorführer

Arnold Pöschl
Griechische Tragödie zwischen Römersteinen: „Antigone“

Die letzten Proben

Das antike Drama, uraufgeführt wahrscheinlich im Jahre 442 vor Christus, stellt die Frage nach dem richtigen Regieren und führt mit drastischen Mitteln den Widerspruch von Gewissensverpflichtung und staatlichem Gesetz vor Augen. Ute Liepold, 2013 für den Nestroy-Preis nominiert, holt das antike Stück in ihrer Inszenierung in das Hier und Jetzt. Wie? „Mit Details, die das Publikum sicherlich überraschen werden. Da gibt es zum Beispiel den berühmten Fingerzeig von Donald Trump oder einen Luftgitarre spielenden, Sirtaki tanzenden Kreon.“ Man darf also gespannt sein. 

Der Ort selbst lässt überdies Raum für akrobatische Einlagen. Da läuft ein Bote eben nicht einfach nur von hinten durch die Zuschauerreihen auf die Bühne, sondern kommt kurzerhand per Lufttaxi von oben mit dem Seil auf die Bühne geschwebt. Wer sich nun denkt: Na gut, dies kommt im Theater auch öfters vor, der sollte nicht vergessen, dass es sich hier um eine antike Freiluftbühne handelt, Genehmigungen und Sicherheitsvorkehrungen inklusive. 

Theater Wolkenflug steht für Orte, die nicht im theatralen Raum angesiedelt sind, umso spannender ist das Theater-Erlebnis an sich.

Antigone, gespielt von Sophie Aujesky, verkörpert Leiden, Willen sowie den unzerbrechlichen Glauben Antigones körperlich wie auch sprachlich einzigartig. Liepold:  „Antigone kämpft für Moral und Ethik, dies haben wir bei der Inszenierung versucht, verstärkt herauszuarbeiten.“

Und das wird auch jeder, der den Weg hinauf auf den Magdalensberg sucht, gleich beim Prolog erkennen. Antigone und Kreon (Marcus Thill) sind zwei Positionen die gleich stark sind, jedoch nicht miteinander verhandeln. Denn wenn etwas zeitlos ist wie die Geschichte, dann ist es wohl das Menschsein an sich. Im Guten und wie im Schlechten.

Denn: „Zahlreich ist das Ungeheure, doch nichts ist ungeheurer als der Mensch.“

 

Text: Sabine Weyrer
Fotos: Arnold Pöschl

Karten, Termine und Preise:

Ob das Stück nun sehenswert ist, darauf muss wohl nicht mehr explizit hingewiesen werden.

Karten gibt es unter 0681/81926317, kontakt@wolkenflug.at  und www.oeticket.com 

Termine & Infos
Premiere: 21. Juni 2017, 20.30 Uhr
Weitere Termine: 23.,24.,28.,29.,30. Juni, 1.,5.,6.,7.,8. Juli 2017
Ort: Archäologischer Park Magdalensberg
Eintrittspreis: 25 Euro/20 Euro (Studierende) Zeit: 20.30 Uhr, Dauer ca. 90 Minuten

Inszenierung Ute Liepold

Pogoda na dziś, 29. March 2024

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